
In der letzten #SFstory ging es für unsere Kolumnistin aufgeregt und bestärkt durch ihre Freundin in die Heimat zum bevorstehenden Klassentreffen. Voller Neugier überschritten sie gemeinsam die Schwelle der alten Turnhalle und erlebten eine angenehme Überraschung.

Was für ein herzlicher Empfang. Es war als wäre unsere Kolumnistin nie weg gewesen
Was für ein Anblick! Das Organisations-Team meiner ehemaligen Klasse hatte sich wirklich selbst übertroffen. Die Hälfte der frisch renovierten und doch noch gleich riechenden Turnhalle war zur wilden Spielwiese für die mitgebrachten Kinder umgestaltet. Wie herrlich es sich auf den Matten mit Bällen, Springseilen und Spielzeug toben lässt, war weder zu übersehen, noch zu überhören.

Auf die neu belebten Freundschaften
Ein Tag voller Überraschungen
Alle Tore waren geöffnet und auf der Wiese hinter der Halle ergaben Bänke, Tische und Sonnenschirme ein herrlich sommerliches Bild. Mein Mitbringsel, ein italienischer Salat, passte noch gerade so auf das reichlich gedeckte Buffet auf den Klapptischen an der Hallenwand. An dieser waren lauter alte Fotos von unserer Einschulung bis hin zum Abschluss dekoriert. Was für eine unglaubliche Entwicklung wir alle hingelegt hatten!
Zurück in der alten Gemeinschaft
Die herzlichen Umarmungen und die gegenseitige Bewunderung für den Anblick des jeweils anderen nach so langer Zeit ließ gar keine Zeit für Zweifel oder Distanz. Es war, als würde ich in der Zeit zurückfallen und meinen alten Platz in der Klasse wieder einnehmen. Schon damals war ich die soziale und kreative Querdenkerin zu der Alle mit ihren Sorgen und Nöten kommen konnten. Zum Glück war meine alte Freundin Anja an meiner Seite und half mir, die ganzen neuen Familien und Kinder den alten Klassenkameraden zuzuordnen.
Von Klassenschwarm zum Papa
Der damalige Klassenschwarm, in den jedes Mädchen einmal unsterblich verliebt war, hatte seine Frau und die Kinder mitgebracht. Er wirkte gar nicht mehr so unnahbar wie damals. Ganz bodenständig fütterte er seine kleine Tochter mit Kuchen und verzog keinerlei Miene als jede Menge Erdbeeren auf seinem Sakko landeten. Nur seine herrlich blauen Augen erinnerten mich noch an mein peinliches Stottern, als er mich einmal in der 6. Klasse direkt ansprach. Bei einem Glas Sekt kamen wir ins Gespräch und stellten fest, dass wir in derselben Branche arbeiten. Wie gut, dass wir uns mittlerweile so entspannt unterhalten konnten. Letzten Endes gestand ich sogar heiter, wie verknallt ich früher in ihn war und er wirkte ganz überrascht: “Aber Du hattest doch immer Dates mit Jungs aus höheren Klassenstufen.” Genau in dem Moment gesellte sich auch seine Frau zu uns und ich erkannte sofort, wie herrlich die zwei zusammenpassen.

Ein Klassentreffen für die ganze Familie
Des Lehrers Optimismus
Zur Freude aller waren natürlich auch einige Lehrer der Einladung gefolgt. Der Kunstlehrer, Herr Ingen, hatte sich in unseren Augen kaum verändert - seine Kunst schien ihn jung zu halten, während die frechen Schüler unserer liebsten Geschichtslehrerin offenbar einige graue Haare mehr verpasst hatten. Denkt man an all die Streiche zurück, die sie uns auf der Kursfahrt nach Italien durchgehen lies, waren wir wohl nicht ganz unschuldig. Aber sie betonte, wie glücklich es sie als Lehrerin mache, zu sehen, was für erwachsene Menschen mit eigenen Lebenswegen aus uns geworden seien und sie all das Potenzial immer in uns gesehen hätte. Ein harter Kern verabschiedete sich erst nach Mitternacht und meine Freundin und ich teilten uns noch ein Taxi bis zum Haus meiner Eltern. Mit der Gewissheit, dass ich mich schon auf das nächste Treffen freute, fiel ich glücklich in mein Bett.

Ein Brief an die alte Freundin mit dem herrlichen Roman als kleine Überraschung
Geschichte einer Freundschaft
Am nächsten Morgen kaufte ich mir ganz beschwingt im Bahnhofsshop den Bestseller “Das Jahr des Rehs” über zwei Freundinnen, die sich lange aus den Augen verloren hatten. Das Thema sprach mich gleich an, schließlich passte es unglaublich gut zu meinen aktuellen Erlebnissen und Gefühlen. Durch die Lektüre verging die Zugfahrt wie im Flug und ich beschloss, dieses Buch mit einer Widmung meiner lieben Freundin Anja per Post zukommen zu lassen. Mir ist klar geworden, wie wichtig mir der Kontakt zu ihr ist und ich freue mich schon auf ihre Reaktion auf diese kleine Überraschung.

Bestärkt durch die glückliche Begegnung mit ihrer alten Schulfreundin schaut unsere Kolumnistin ihrem ersten Klassentreffen schon viel entspannter entgegen. Doch als der konkrete Termin näher rückt, tauchen noch gefühlt hundert Entscheidungen auf und große Aufregung macht sich breit.

Die Fahrt und der Aufenthalt in der alten Heimat waren längst geplant und organisiert. Leicht übermüdet schaue ich auf die vorbeirauschenden Felder und Wiesen Brandenburgs, aber der Kopf steht ebenso wenig still wie der Zug. Auf der einen Seite ist da die Vorfreude auf die feste Umarmung vom Vater und das liebe Umsorgen der Mutter. Diese vertrauten Punkte im Leben halten die andere Seite etwas in Schach: unglaubliche Aufregung.
Und dann ist da noch die Frage nach dem richtigen Outfit.
Bunte Bluse oder blaues Kleid? Die sonst so spontan getroffene Kleiderwahl mauserte sich zu einer waschechten Packkrise. Wie oft die Reisetasche fertig gepackt und eine halbe Stunde später doch wieder zu Dreiviertel ausgetauscht wurde, bleibt ein Geheimnis. Aber viel wichtiger ist die dahintersteckende Frage: Wie möchte ich von meinen alten Klassenkameraden wahrgenommen werden?
Aus der kleinen Sporttasche wurde einfach der alte Koffer von Oma, der nun neben mir auf dem blauen Sitz der Regionalbahn ruht. Die Kleiderfrage ist geblieben und nur Muttis Anruf kann sie für einige Zeit in den Hintergrund drängen. Schließlich bleibt noch zu besprechen, was ich zum gemeinschaftliches Buffet beitragen werde. In Gedanken an die damalige, letzte Klassenfahrt habe ich mich für einen leichten, italienischen Salat entschieden. Die Zutaten werden glücklicher Weise beim Wocheneinkauf der Eltern mit besorgt.

Träume von der Klassenfahrt nach Italien
Damals spielten wir Halma
und Mensch ärgere dich nicht.
Die Müdigkeit schleicht sich hinter dem Sitz an und nimmt Rache für die kurze Nacht. Kurz bevor die Augen zufallen, beschließe ich, am großen Tag des Klassentreffens einfach anzuziehen wonach mir gerade ist und ich falle in wilde Träume von der letzten Klassenfahrt nach Italien. Damals hatten wir auf den langen Fahrten und für die schönen Abende immer Kartenspiele und andere alte Klassiker im Gepäck. Wir zockten “Mensch ärgere dich nicht” und “Halma” bis uns die Lehrer mahnend ins Bett schickten.
Gerade als mein damaliger Schwarm mir kess zuzwinkerte - was in Echt nie geschah - schrecke ich durch die plärrende Durchsage blitzwach auf:
“Meine Damen und Herren, in wenigen Minuten erreichen wir Halle Hauptbahnhof. Sie erreichen dort alle vorgesehenen Anschlusszüge. Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Tag."
Ich muss für über eine Stunde tief geschlafen haben.
Hallo, alte Heimat!
Schnell raffe ich meine Zeitung, die Kopfhörer und die Sonnenbrille zusammen und schon stehe ich auf dem vertrauten Vorplatz des historischen Hauptbahnhofs, steige zu meinen Eltern auf die Rückbank des so vertraut riechenden VW-Kombi und bin zurück in meiner Vergangenheit. Klein Klara mit Zahnspange und farblich unpassenden 80er-Klamotten grinst mir von der Einladung zum Klassentreffen entgegen und ich bin fest entschlossen, obwohl die 80er wohl zurück sind, morgen ein besseres Outfit an den Tag zu legen.
Noch im Auto tippe ich meiner lieben Freundin eine Nachricht und gebe ihr Bescheid, dass ich gleich da sein werde: “Hey Anja, wir sind in ca. 30 Minuten an der alten Turnhalle. Danke, dass du mir bei den Vorbereitungen hilfst. Ich habe alles dabei, wie besprochen. HDL, Karla.”
Wie sich herausstellt, wartet die Gute schon - zuverlässig wie eh und je - als mich meine Eltern am Rande der Stadt absetzen. Es fühlt sich an, als wäre ich nie weg gewesen und erst gestern hier mit meinen Mädels kichernd zum Sportunterricht gegangen. Wie meine Freundin mir erzählt, bereiten die anderen in der Halle schon alles vor. Also atme ich tief durch und trete Arm in Arm mit ihr durch die quietschende Metalltür. Jetzt wird es ernst...
In der nächsten Kolumne lesen Sie vom großen Ereignis - dem Klassentreffen von Karla Frühling und ihren alten Schulfreunden.


In jedem Leben kommt die Zeit, in der man die Namen alter Klassenkameraden googelt, die Hochzeits- und Kinderfotos in diversen Timelines sich häufen und das erste Klassentreffen unausweichlich vor der Tür steht. Klar, haben es die Mädels organisiert, die schon immer für so etwas verantwortlich waren, die Klassensprecherinnen und Daheimgebliebenen - auf die war damals schon immer Verlass - und nun bitten sie zum großen ersten Lebenslaufabgleich.
Wo wollte ich damals hin und wer bin ich jetzt?
Da steht man plötzlich und versucht sein Leben von außen zu betrachten, zu sehen, was die alten Mitschüler zu sehen kriegen: Die verträumte Dauerstudentin aus der WG in Berlin-Friedrichshain ohne Führerschein und Familie oder den ewig jugendlichen Kameraassistenten mit zehn Filmprojekten gleichzeitig. Nichts mit internationaler Künstlerkarriere, Digital Leadership oder Finanzhai im Businessoutfit. Der überkritische Blick in den Spiegel offenbart die ersten Denk- und Lachfalten, aber das ist nicht zu ändern.
Zurück aus den eigenen Gedanken zum geheimen Stalking der alten Klasse.
Vorsichtig hangelt man sich über die paar gebliebenen Kontakte von Profil zu Profil. Die Fotos von Anja und Till zeigen ihre Studienzeit in Übersee und ihre Reisen um die Welt. Ihre Gesichter wecken Erinnerungen an Klassenfahrten nach Pommern und Biederitz, aber sie scheinen es verdammt viel weiter geschafft zu haben, als bis in die Hauptstadt, das alte Traumziel der halben Klasse.

Damals waren wir allerbeste Freunde.
Verträumte Hochzeitsfotos wechseln sich mit weichgezeichneten Babybildern ab und
der Kopf schwirrt nur so von Liebesbekundungen und Emojis aller Art. So emotional
aufgeschlossen kannte man den schüchternen Thorsten mit Brille und Zahnspange gar
nicht. Und um ehrlich zu sein, ist die kleine Lena von der damaligen Freundin
überhaupt nicht so süß, wie sie diese ganz offenbar findet. Der Gedanke, dass die
hoffentlich nicht alle ihre süßen Fratze mitbringen und man sich an dem Abend jeden
Fluch verkneifen muss, ist einem ja fast peinlich. Obwohl die Kinderschar auch
eine gute Ablenkung von den eigenen, vermeintlichen Unzulänglichkeiten darstellen würde.

Vielleicht sollte ich mich doch erst einmal ganz unverbindlich mit der einzigen
Freundin aus der damaligen Clique, die in der gleichen Stadt wohnt auf einen Kaffee
treffen und dem Unheil vorfühlen. Dann stehe ich beim Klassentreffen zumindest nicht
vollkommen überraschend alleine da oder werde von allen gleichzeitig ausgefragt,
sondern habe schon eine Verbündete.
Früher haben wir immerhin ganze Nachmittage mit Kaffeetratsch, Kuchen und Liebesschnulzen
zugebracht. Wir konnten jeden Song von Dirty Dancing auswendig und schmachteten John
Travolta in Grease an. Das sind immer noch großartige Songs! Gleich mal ab in die
Playlist damit und schon fällt die Nachricht an die alte Freundin viel leichter.
Was ich ihr geschrieben habe und wie die Antwort ausfiel, lesen Sie in der nächsten Kolumne.

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